
Anbautipps für Chicorée
Chicorée ist ein wichtiger Lieferant von frischem, vitaminreichem Salat im Winter. Der Anbau ist einfach, doch es braucht ein paar Tricks, um nach einer zwischenzeitlichen Einlagerung die nötige Treiberei einfach hinzubekommen.
Chicorée anbauen
Der richtige Standort für Chicorée
Chicorée ist in der Kultur anspruchslos, benötigt aber einen einigermaßen nährstoffreichen Boden. Chicorée gedeiht grundsätzlich auf allen Gartenböden. Auf schweren, tonigen Böden ist die Wurzelernte etwas mühsamer, leichte Sandböden sollten vor dem Chicoréeanbau mit einer leichten Gabe von reifem Gartenkompost gedüngt werden. In trockenen Jahren ist eine mäßige Bewässerung hilfreich.
Chicorée aussäen und anziehen
Chicorée ist zwar nicht frostempfindlich, wird aber dennoch erst ab Mitte Mai gesät, weil bei früherer Aussaat die Pflanzen bis zum Herbst zu groß würden. Es kann noch gut im Juni ausgesät werden. Am besten werden für den Chicorée Reihen von 35 cm Abstand und 1 cm Tiefe gezogen. Dahinein wird das Chicoréesaatgut dünn ausgestreut und leicht mit Erde bedeckt. Wenn der Boden etwas feucht ist, braucht nicht angegossen zu werden. Eine Verkrustung, besonders auf schweren Böden, ist zu vermeiden.
Weitere Pflege
Wenn die Chicoréepflänzchen aufgelaufen sind und nach den beiden Keimblättern die ersten echten Blättchen sich gebildet haben, werden sie auf 10 bis 15 cm vereinzelt. Ein Verpflanzen von Chicorée ist nicht zu empfehlen, da die Wurzeln sonst beinig würden. Während des Sommers wird nach Bedarf ein- bis dreimal gehackt und wenn nötig noch einmal gejätet.
Chicorée treiben
Die Wurzeln müssen kühl und leicht feucht gelagert werden, z.B. in Sand oder einer Sand-Erdmischung eingeschlagen, ähnlich wie anderes Wurzelgemüse. Der Chicorée braucht nun eine Ruhephase. Ab Dezember werden die Wurzeln nach und nach aus dem Lager genommen, ihre Blattschöpfe durchgeputzt, dann bei 12 bis 18 °C getrieben. Am einfachsten geht das in einem großen Emailtopf (alter Einkochtopf): in einen 35-Liter-Topf werden 20 bis 30 Wurzeln mit trockener Erde dazwischen eingestellt.
Dann wird einmal kräftig mit leicht warmem Wasser gegossen, aber nicht geflutet! Später nicht mehr gießen. Über den Wurzeln muss für die Chicoréeköpfe noch ca. 20 cm Platz bleiben, der dunkel abgedeckt wird – mit dem Deckel oder einem zweiten Topf oder Eimer etc. Ritzen zukleben oder abdecken.
Die neueren Sorten (Tardivo, Robin) entwickeln nun in 3 bis 6 Wochen ihre Köpfe in diesen Dunkelraum hinein. Für alte Sorten (Brüsseler Witloof) wird der Raum über den Wurzeln mit feuchtem Sand aufgefüllt, der sogenannten Deckerde, die für festere Köpfe sorgt. Auch hier alles dunkel zudecken, damit die Spitzen, die die Deckerde durchbrechen, nicht grün und bitter werden.
Chicorée ernten und lagern
Im Oktober werden die Chicoréewurzeln geerntet: mit dem Spaten oder der Grabegabel seitlich anhebeln und am Blattschopf herausziehen. Die Blätter werden 4 - 5 cm über der Wurzel abgeschnitten und – wenn vorhanden – an Kaninchen oder Schafe verfüttert. Als Salat wären sie zu derb und zu bitter.
Die Wurzeln zum Treiben sollen etwa 15 bis 20 cm lang und 3 bis 6 cm dick sein. Zu kleine Wurzeln aussortieren. Zu große Wurzeln können unten gestutzt werden, nehmen aber viel Platz in den Treibegefäßen ein und bilden viele unbrauchbare Nebenknospen.
Chicorée verarbeiten und verwenden
Chicorée wird ähnlich wie Radicchio und Endivie wegen seiner Bitterstoffe geschätzt. Doch sollen die Chicoréeköpfe auch nach der Ernte dunkel gelagert werden, um ein stärkeres Bitterwerden zu verhindern. Das Geheimnis leckeren Chicorées liegt in der Ausgewogenheit von Bitterstoffen und Süße, die bei selbst gezogenem Chicorée optimal ist.
Käuflicher Chicorée wird fast ausschließlich aus Hybridsorten und in Wasser bzw. Nährlösung getrieben. Dieser enthält dann kaum noch Bitterstoffe. Am besten wird der vitaminreiche Chicorée als Salat verwendet. Hierzu quer schneiden, mit Obststückchen (Apfel oder Apfelsinen), Zwiebel oder auch geriebenen Möhren mischen. Traditionell wird mit einem weißen (Crème fraîche) Dressing angerichtet, aber auch Vinaigrette passt gut dazu.
Ungeschnitten können die schuppenartigen Blätter zum Löffeln von Dips verwendet werden. Insbesondere in Belgien und Frankreich wird Chicorée in seine Blätter zerlegt oder als Ganzes gedünstet, mit Zitrone oder Senf abgeschmeckt. Er wird auch überbacken oder als Auflauf zubereitet.
Wissenswertes
Chicorée wurde ab 1830 in Belgien aus der Wurzelzichorie entwickelt. Auch heute liegt dort noch ein Anbauschwerpunkt von Chicorée. Die Wurzel- oder Kaffeezichorie stammt ihrerseits von der wilden Wegwarte ab, die mit ihren sparrigen Stängeln und den lichtblauen Blüten fast überall an den Straßenrändern auffällt. Aus dieser wurden auch der Radicchio und die Blattzichorie gezüchtet. Sie alle gehören zu der botanischen Art Cichorium intybus und kreuzen sich fruchtbar miteinander.
Wer nach dem Treiben im Frühjahr einige der besten Chicoréewurzeln auspflanzen möchte um eigenes Saatgut zu gewinnen, muss daher darauf achten, dass keine dieser Verwandten in weniger als 300 m Entfernung blühen. Verwandt ist auch die Endivie, deren wilde Vorfahren im Mittelmeerraum leben. Selten kreuzt auch sie sich in Chicorée ein. Übrigens: Im Französischen heißt der Chicorée „Endive“ und die Endivie „Chicorée (frisée)“!
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